01 Juni 2009

Besuch von Graf Drakula?

Nürnberg, nachts um 23:00 Uhr.
Ich habe soeben das Licht gelöscht um mich nach der Anreise per Auto für mein Seminar am nächsten Tag zu erholen.
Noch in der Einschlafphase ruft mich ein Geräusch aus dem beginnenden Schlummer in die Gegenwart zurück.


Nach kurzem Lauschen drängt sich die Frage auf: Ein Vogel?
Welcher Nachvogel würde sich bei gekippten Fenstern schon in ein Hotelzimmer verirren?
Ich lausche weiter. ‚Für einen Nachtvogel ein merkwürdiges Geräusch.’ So ein dumpfes tappeln.
Mutig mache ich Licht an und wage mich aus dem kuscheligen Bett. Kritisch beäuge ich das Fensterbrett, dass unter leicht überhängenden Gardinen versteckt ist.
Zögerlich nähere ich mich und entdecke ein kleines dunkles Etwas.
‚Sieht mir nicht nach Federn aus.

Meine Hand hebt die Gardine an. Eine kleine Feldermaus versucht – mit sichtlich mehr Angst als der meinen – wieder ins Dunkle zurückzuweichen.

‚Oh je – wie bekomme ich die Feldermaus jetzt aus dem Zimmer?’
Na klar, Licht ist an, Fenster mache ich weit auf, gehe dahinter in Deckung und ziehe - ganz Heldin - sicherheitshalber noch die Gardine um mich herum.

Das erschreckte Mäuschen flattert prompt los. Mit leichtem Flapp Flapp fliegt sie orientierungslos durch den Raum.
Mutig äuge ich hinter der Gardine heraus.

Aber glauben Sie ja nicht, die Kleine findet den Ausweg. Nö – ersteinmal kommt eine Kollegin vorbei und schaut, was denn so los ist.
'Hey, ich will hier keine Familienzusammenführung – Ihr sollt raus hier.'
Todesmutig werfe ich mich in den Innenraum. Die Fledermäuschen tun ja nichts (hoffentlich wissen die das auch).
Die zweite entschwindet in die Nacht. Meine erste Besucherin flattert aufreget durch den Raum, durchaus in meiner Kopfhöhe.Mein Heldenpuls rauscht. Die Heldinnenstirn ist leicht feucht. Helfen kann ich der Kleinen nicht wirklich aber sie findet auch von sich aus eine Lösung und flappt plötzlich durch das weit offene Fenster hinaus in die Nacht.

Puhhhh. Nun flott alle Fenster zu, damit ich in der Nacht nicht noch einmal Besuch erhalte.

Was, meinen Sie, sagte der Hotelier anderntags?
„Ach, Sie hatten Besuch heute Nacht? Von einer Fledermaus. Ja, das haben wir hier oft. Meistens holen wir sie morgens aus den Hausfluren und bringen sie zurück in den Wald."

Na herzlichen Dank auch.
Ein kleiner Hinweis für die Gäste wäre nett. Dann können wir entscheiden, ob wir Lust auf Abenteuer haben, oder lieber auf Frischluft in der Nacht verzichten.
Wo Kommunikation fehlt, kommt es zu Erschrecken, Versäumnis und schlimmerem.

Aber so gibt es wenigstens eine „Als ich damals in Nürnberg übernachtetet …“-Geschichte.

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